Das Benefizkonzert der 12 Cellisten am 4.März 2009 für die Musikschulstiftung Berlin erbrachte 45.000 Euro für das Stiftungsvermögen von ZUKUNFT MIT MUSIK
Ein Konzertsaal und der Wilde Westen haben auf den ersten Blick wohl nichts miteinander gemein. Sobald aber die ersten Töne der Melodie The Man with the Harmonica von Ennio Morricone erklingen, fühlt sich der Konzertbesucher an Sergio Leones Western-Klassiker „Spiel mir das Lied vom Tod“ erinnert. Eine Mundharmonika, das Markenzeichen dieser Filmmusik, wird man in den Reihen der 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker freilich nicht zu hören bekommen – aber vermissen wird man sie auch nicht. Statt dessen schaffen es die zwölf Musiker samt den Violoncelli, der Philharmonie den Flair des Wilden Westens zu verleihen: Mit ihrem Handstreich lassen sie die Luft flirren, bis man den westernüblichen Wüstenstaub förmlich in der Kehle spürt. Ein staubtrockenes Konzert ist es dennoch nicht, das das Publikum am 4. März erwartet. Denn der Wüsten-Tanz mit dem Tod wechselt sich mit den äußerst lebendigen Rhythmen des Tango nuevo ab. Trotzdem ist auch hier die Lebensgefahr präsent – zumindest wenn man sich die Biografie seines Begründers, Astor Piazzolla, anschaut: Es gab eine Zeit, in der der Komponist sich in seiner Heimat Buenos Aires kaum auf die Straße wagen konnte. Grund dafür war seine musikalische Revolutionierung des klassischen Tango argentino in den 1950er Jahren, die in den Augen der orthodoxen Tango-Musiker einem Hochverrat gleichkam. Man nannte ihn einen Verrückten mit “seltsamen Ideen und sinnlosen Modernismen”. Piazzolla musste mit tätlichen Übergriffen auf sich und seine Familie rechnen, denn so heißblütig die Argentinier im Tanz sind, so wenig Spaß verstanden sie anfangs mit einer Neugestaltung ihres geliebten Tangos. Was aber macht Piazzollas Tango zu etwas so Besonderem und seinerzeit Umstrittenen? Es ist die Tatsache, dass seine Tango-Kompositionen weniger tanzbar sind als vielmehr ein aufmerksames Hinhören verlangen: Elemente der Klassik mischen sich mit denen der argentinischen Folklore, der Neuen Musik und Stilmitteln des Jazz. Selbst Pop und Rock klingen in manchen Werken diskret durch. Stets bleibt in Piazzollas Kompositionen der Tango aber spürbar, und dies ändert sich auch nicht durch Arrangements seiner Werke für die 12 Cellisten. Aus ihren Instrumenten zaubern die Musiker einen facettenreichen Klang mit pulsierenden synkopischen Rhythmen, abgehackten Staccati, messerscharfen Betonungen und natürlich wehmütigen Soli. Da auch der leidenschaftlichste Tango-Tänzer einmal eine Pause zum Atemholen braucht, sorgt unter anderem Glenn Millers bekannter Slowfox, die Moonlight serenade, für eine entspannende Abwechslung. Über das Amerika des Swing reisen die Cellisten weiter ins Frankreich der Édith Piaf: La vie en roseist einer ihrer berühmtesten Chansons und bekommt in seiner Bearbeitung für die 12 Musiker noch einmal einen ganz eigenen Charme. Neben ihrem Erfolg förderte Édith Piaf aktiv den damaligen musikalischen Nachwuchs Frankreichs und hatte unter anderem auch Einfluss auf die Karriere des berühmten Chansonniers Yves Montand. – Ohne fremde Unterstützung wäre eben schon so manch musikalischem Talent die Karriere versagt geblieben. Aus diesem Grund spenden die 12 Cellisten alle Einkünfte des Konzertabends der Musikschulstiftung Berlin. Damit tragen die Musiker einen Teil dazu bei, jungen Menschen den Zugang zu musikalischer Bildung zu erleichtern, die bisher aus finanziellen Gründen ganz oder teilweise darauf verzichten mussten.
Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker
Teil 1: »Überraschungen für Sie und uns«
Werke für die »12«, welche noch nie oder seit Jahrzehnten nicht gespielt worden sind
Teil 2:
»Tango, Paris und mehr«
Astor Piazzolla Libertango
Georges Ulmer Pigalle
Glenn Miller Moonlight Serenade
Ennio Morricone The Man with the Harmonica
George Gershwin Clap Yo' Hands
Edith Piaf La Vie en rose
Astor Piazzolla Milonga del Angel, Fuga y Misterio
..und das waren die vorherigen Benefizkonzerte